
foto cc0
Am 06. Juli 2016 trafen sich die Professoren, Doktorranden und Projektmitarbeiter der REMEX-Forschungsgruppe der Hochschule der Medien (HdM) zum jährlichen Workshop auf Schloss Monrepos nahe Ludwigsburg. Präsentiert wurden Ergebnisse aus Forschungsprojekten, Doktorarbeiten und aktuelle Forschungsansätze.
Der Forschungsleuchtturm »Responsive Media Experience« (REMEX) besteht seit 2013 als ein Zusammenschluss der folgenden Forschungsschwerpunkte:
- Adaptive User Interfaces & Smart Homes & Ambient Assisted Living (AAL) (Prof. Dr. Gottfried Zimmermann)
- Mobile Applications & Security (Prof. Dr. Ansgar Gerlicher)
- Gamedesign & User Interface & Experience Design (Prof. Sabiha Ghellal)
- Digtial User Experience & Interaction in Smart Environments (Prof. Dr. Jürgen Scheible)
- Contentmanagement, CRM & Big Data (Prof. Dr. Arno Hitzges)
REMEX konzipiert und erforscht innovative Anwendungen und Technologien, die sich an den Benutzer, den Nutzungskontext und die benutzten Endgeräte adaptieren, um eine optimale Usability und User Experience zu erreichen. Schwerpunkte innerhalb des Forschungsleuchtturms befassen sich zum Beispiel mit personalisierten und barrierefreien Benutzerschnittstellen, adaptiven eLearning-Plattformen, Technologien zur Integration mobiler Endgeräte in Fahrzeug und Infotainment, sowie Car2Car/Car2X Technologien. Studenten wirken im Forschungsleuchtturm als wissenschaftliche Hilfskräfte und in Form von Lehrprojekten und Abschlussarbeiten mit. Der Forschungsleuchtturm verfügt über ein Usability-Labor und über ein Mobile Lab. Beide Labors stehen auch den Studenten für Ihre im Rahmen der Lehre ausgeübten Projekte zur Verfügung.
Experience-Game Design, Gamification und eLearning
Am Anfang des interdisziplinären Workshops stellte Prof. Sabiha Ghellal ihre aktuellen Forschungsprojekte vor. So beschäftigt sie sich, neben Experience Design und Gamification auch mit eLearning und bietet ihren Studenten Fachwissen, wie man reichhaltige und bedeutungsvolle Experiences und Computerspiele designed, diese strukturiert, Zusammenhänge hergestellt, evaluiert und kritisch hinterfragt. Aber auch im Bereich VR (Virtuelle Realitäten) ist sie mit Forschungsprojekten wie »Elena« oder der Entwicklung von Anwendungen mit Smartwatches in Zusammenhang mit Einkaufserlebnissen beschäftigt. Einen neuen Trend bei Computerspielen sieht sie in Zusammenhang mit sportlichen Aktivitäten. Gamification kann dafür eingesetzt werden, dass sich adipöse Personen mehr bewegen. Unter dem Motto »Sportification« – könnte zum Beispiel ein Avatar in einem Spiel durch Bewegungen des Spielers mit dem Smartphone virtuell trainiert werden. Hierbei sollen die psychologischen Bedürfnisse im Vordergrund stehen. Spielspaß soll Anreize schaffen die Spielfigur im Vergleich mit anderen Spielern stark zu machen und die Fitness des Spielers zu fördern soll hierbei ganz nebenbei erfolgen. Besonders wichtig sind ihr Entwicklungen die nicht nur die Bedienfreundlichkeit, sondern auch das Schaffen von persönlichen Erfahrungen bei Spielern in den Mittelpunkt stellen.
Kommunikation der Fahrzeuge
Prof. Dr. Ansgar Gerlicher forscht besonders im Bereich Mobile Applications & Security in Zusammenhang mit Fahrzeugen der Zukunft. Dabei geht es um die Übertragung von Daten zwischen Automobilien, aber auch um die Übermittlung von Fahrzeugdaten auf Computer, die außerhalb stehen. In einem Forschungsprojekt mit der Daimler AG – »ReADi-Connect« – werden beispielsweise Daten über Reifendruck oder Stand der Batterie an einen Server oder eine Smartwatch übermittelt. Solche Anwendungsszenarien könnten in Zukunft die Sicherheit auf den Straßen erhöhen. Aber auch wie Fahrer im Fahrzeug unterhalten werden können, ob sie sogar sportlich aktiv werden könnten, sind Fragestellungen, mit denen sich Gerlicher beschäftigt. Auch Gesundheitsdaten der Fahrer, gemessen mit den modernen Smartwatches, die aus dem Auto heraus übermittelt werden können, beschäftigen Prof. Gerlicher in verschiedenen Szenarien. Mit Volkswagen, Porsche und Audi laufen aktuell gemeinsame Forschungen. Die Integration von mobilen Endgeräten in das Automobil und die Nutzung von Apps und Internetdiensten im Fahrzeug wird in Zukunft stark zunehmen. Verschiedene Automobilhersteller arbeiten momentan intensiv an der Entwicklung und Standardisierung von Lösungen zur Anbindung mobiler Endgeräte ans Automobil, unter anderem im Rahmen des Car Connectivity Consortium. Die Vernetzung der Geräte, das sogenannte »Internet der Dinge«, bezieht auch die Kommunikation der Fahrzeuge mit anderen Verkehrsteilnehmern und mit dem Smart Home und anderen stationären und mobilen Akteuren der zukünftigen Smart Cities ein. Das Smartphone und Cloud-Dienste bilden dabei die Schnittstellen. Eine Herausforderung ist die nahtlose Integration der Komponenten und die Fusion der Daten, die im jeweiligen Kontext eine Rolle spielen. Die Daten, aber auch die Geräte und Szenarien werden in Zukunft stark zunehmen. Um diesem Trend zu entsprechen, werden neue Standards und Technologien benötigt, um Komplexität zu reduzieren und neue Anwendungen möglich zu machen.
Smart Homes & Ambient Assisted Living (AAL) Standards und Technologien zum barrierefreien Design
Auch Prof. Dr. Gottfried Zimmermann stellte seine Forschungsbereiche während des Workshops vor: ISO/IEC 24752 definiert ein Framework für »Universal Remote Console« (URC), in dem Anwendungen und deren Benutzerschnittstellen voneinander entkoppelt sind, um eine bessere Adaptivität und Personalisierbarkeit zu erreichen. Im URC-Ökosystem können unterschiedliche User Interfaces für dieselbe Anwendung parallel entwickelt und zur Laufzeit angepasst und ausgetauscht werden. Die HdM ist Gründungsmitglied der openURC Alliance und ist aktiv an der Weiterentwicklung der URC-Technologie beteiligt. Smart Home und eHealth Technologien dienen als Anwendungsfälle im »Internet der Dinge«, zu dem auch persönliche Erlebnisse und anpassbare User Interfaces gehören werden. Zukünftige Web- und andere Bedienplattformen sollen den besonderen Bedürfnissen von älteren Menschen und Benutzern mit Behinderungen Rechnung tragen. Eine Herausforderung ist die Integration bestehender Standards zur Barrierefreiheit in die Mainstream-Software-Entwicklung, zu der unter anderem Personas, das sind virtuelle Benutzerbeschreibungen, beitragen können.
Smart Kitchen und Drohnen Displays
Prof. Dr. Jürgen Scheible beschäftigt sich mit aktuellen Fragestellungen rund um die Mensch-Computer-Interaktion in medial erweiterten Umgebungen. Er stellte in seiner Präsentation das Forschungsprojekt »SmartKitchen« vor. Erforscht wird, wie die Zukunft der Küche aussieht und welche technischen Geräte und digitalen Medieninhalte uns beim Kochen helfen können und neue Kocherlebnisse entstehen lassen. Ist es beispielsweise hilfreich, dass per Skype andere Personen beim Kochen zuschauen und sich einbringen? Können Rezepte direkt auf die Arbeitsfläche neben den Herd projiziert werden? Welche Aspekte müssen noch beachtet werden, teilt der Kühlschrank der Zukunft direkt auf das Smartphone mit, was noch eingekauft werden muss? Wo ist der passende Wein einzukaufen und wie gelange ich dorthin? Alle Ereignisse rund um das Kochen und Essen sollen mit betrachtet werden. Ein weiteres spannendes Projekt betreibt Prof. Dr. Jürgen Scheible mit Drohnen. So kann er Projektoren und Leinwände mittels Drohnen in die Luft bringen, um auch eine Kommunikation über fliegende Mediendisplays zu ermöglichen. Aber auch Versuche, die tägliche Zeitung per Drohne zu liefern, sind ihm gelungen, wie ein Video veranschaulicht.
Social Listening und CRM
Prof. Dr. Arno Hitzges und Jens Gäbler präsentierten das Forschungsprojekt TAXOPublish Explorative Weblistening, in dem zusammen mit internationalen Produktherstellern Beiträge in sozialen Netzwerken, Blogs und anderen digitalen Medien im Rahmen des Social Listenings beobachtet und nach relevanten Produktbeiträgen durchsucht werden. Diese Nachrichten werden gefiltert und automatisch klassifiziert, so dass Handlungsempfehlungen ausgesprochen werden können, wie man Beiträge im Internet für den weiteren geschäftlichen Erfolg nutzen kann. Geforscht wird, wie die Datenflut möglichst gewinnbringend genutzt werden kann.
Weitere Informationen: http://remex.hdm-stuttgart.de